Baldur’s Gate 3

12. Oktober 2020, VidDap

Ein riesiges Dankeschön vorweg an die „Larian Studios“ für den Zugang zur Early Access-Version von Baldur’s Gate 3. Kann das Spiel den Status der Vorgänger erreichen? Liefert Larian nach den Meisterwerken von „Divinity: Original Sin“ 1 & 2 ein weiteres Meisterwerk ab? Wir haben es getestet.

Was ist Baldur’s Gate 3?

Baldur’s Gate 3 ist, wie dem Namen zu entnehmen ist, der Nachfolger zu den ersten beiden Baldur’s Gate-Teilen, welche von BioWare, den Entwicklern großartiger Spiele wie Star Wars: Knights of the old Republic, Dragon Age, Mass Effect oder eben auch Baldur’s Gate, produziert wurden. In beiden Vorgängern geht es um das Erbe des Gottes Bhaal. Diese Erzählung ist nun aber abgeschlossen, Baldur’s Gate 3 soll 100 Jahre nach den Ereignissen spielen und sich eher an das Pen and Paper-Abenteuer „Baldur’s Gate: Descent Into Avernus“ anlehnen. Nach der Charaktererstellung bekommt man von einem Illithid (Gedankenschinder) einen Illithid Tadpole eingesetzt, eine Art „Neuralwurm“ mit Alien-Gebiss (wie in den Filmen), der durchs Auge in das Gehirn eindringt und einen so in einen weiteren Illithiden verwandeln kann. Bevor das aber passiert, wird das Schiff, auf dem wir gefangen sind, angegriffen. Das Schiff flieht durch mehrere Welten, inklusive der ersten Stufe der Hölle, bevor wir es wieder zurück nach Faerûn bringen, wo das Schiff abstürzt. Nach der Landung erwachen wir an einem Strand – das Abenteuer beginnt!

Gamemodi

Das Spiel bietet zwei Modi: Single- und Multiplayer. Die Kampagne bleibt dabei die gleiche, es ist ähnlich zu anderen Spielen von Larian: man kann das ganze Abenteuer mit Freunden über das Internet zusammenspielen oder als Singleplayer alle Interaktionen mit Gruppenmitgliedern mitnehmen. Die Gruppe besteht so oder so aus bis zu vier Mitgliedern.

In der Kampagne, die etwas 100 Stunden umfassen soll, werdet ihr und eure Begleiter eure eigene Geschichte schreiben. Die von der KI gesteuerten Begleiter sollen eine relativ große Entscheidungsfreiheit haben und eigentümliche Entscheidungen durchführen. Auch in Dialogen untereinander gibt es immer wieder Konflikte, die man versuchen muss, zu lösen. Die scheinbar einzige Gemeinsamkeit: Der Wurm im Kopf. Die Hintergrundgeschichte der Charaktere wird bei der Story eine größere Rolle spielen.

Da User Interface gibt euch eine gute Übersicht. So werden Zauber u.ä. nicht aus Versehen doppelt geskillt.

Wie spielt sich Baldur’s Gate 3?

Der erste Eindruck war super – gute Grafik, relativ intuitive Bedienung, als Divinity-Veteran sollte man mit der Steuerung keine Probleme haben. Anfangs gibt es natürlich viele Knöpfe und Bedienfelder, die man erst einmal kennenlernen muss. Aber welches RPG hat das nicht? Eine Neuerung gibt es im Kampfsystem, so kann neben eine Angriffsaktion eine „neutrale“ Aktion ausgeführt werden, etwa ein Sprung, ein Sprint, das Tauchen der Waffe in Feuer o.ä. Leider wird hier nicht alles erklärt, aber nach einer halben Stunde hat man es so weit begriffen, dass es halbwegs funktioniert. Die Kämpfe an sich sind schon zu Beginn nicht ohne, da man nur 12 Lebenspunkte hat, auch insgesamt wirkt es so, dass Gegenstände aus dem Inventar häufiger benutzt werden als in anderen RPGs. Schön! Auch die taktische Tiefe ist gut gelungen, gerade in größeren Kämpfen gibt es oftmals durch die Umwelt verschiedenste Optionen, einen Kampf anzugehen. Diese funktionieren wie schon bei Divinity im rundenbasierten System. Neu jedoch ist, dass man jederzeit die normale Welt außerhalb der Kämpfe auf rundenbasierte Züge umstellen kann, die etwa sechs Sekunden simulieren sollen. So kann man in Schleich-Passagen in Ruhe überlegen, was zu tun ist.

Ganz schön was los hier! Zum Glück laufen die Kämpfe rundenbasiert ab.

Die Charaktererstellung eröffnet einige Möglichkeiten, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Man hätte sich dabei vielleicht ein paar mehr Optionen gewünscht, vielleicht kommen die aber noch per Patch – immerhin sind wir noch im Early Access.

Ein Elf in der Charaktererstellung

Das Spiel an sich wird aus der Vogelperspektive gespielt, was, wenig überraschend, gut gelingt. So schafft man es, eine Welt mit knapp 100 Orten zu entdecken und dabei sowohl seine Gruppe als auch die Welt an sich im Auge haben zu können. Auch der Sandbox-Effekt „alter“ Larian-Spiele ist wieder vorhanden, so reagiert die Umwelt auf eure Aktionen, und das in neuer Grafik! Explodierende Fässer oder von Blitzen durchzogene Wasserflächen machen nun noch mehr Spaß! Auch das Lösen von (teils wirklich schwierigen) Rätseln wird so noch einmal spannender.

Diesen Fallen muss ausgewichen werden – nur eins der vielen Rätsel im Spiel

Gespräche und Interaktionen mit Gegenständen machen sehr viel Spaß, gerade die Würfe, mit denen entschieden wird, ob die Aktion gelingt oder nicht, denn es wird auf dem Bildschirm ein Würfel geworfen, der das Ergebnis bestimmt. In jedem anderen Rollenspiel passieren diese Würfe im Hintergrund der Anwendung, aber es hat einen gewissen Reiz und bereitet viel Freude. Gerade Missgeschicke, die passieren, obwohl eine 2 schon gereicht hätte, sorgen so für mehr Frust als Unverständnis, auch die Freude über einen kritischen Erfolg stellt sich schnell ein. Die Stimmen sind gut getroffen, auch wenn leider manchmal die Sprachausgabe nicht zur Bewegung der Münder passt. A propos Interaktionen: Für dieses Spiel sollen laut Entwickler 1,5 Millionen Worte synchronisiert worden sein. Netter Zusatz; auch verbrecherische Tätigkeiten wie Diebstahl sollen nun gespeichert werden und den Ruf der Gruppe beeinflussen. Zumindest in den ersten Stunden wirken die Charaktere und Interaktionen teils etwas übertrieben („schräger“ Humor, die Story an sich wirkt immer sehr actionreich, ohne mal eine ruhigere Phase zu erleben), im Gesamtpaket stört das aber kaum.

Ein Gespräch mit dem ersten Begleiter, verschieden Würfe stehen zur Auswahl, dieses mal kann man sich diese sogar angucken

Wo wir gerade schon bei Würfeln sind, das Regelwerk ist eng angelegt an die fünfte Version von „Dungeons & Dragons“.

Und, und damit eröffnet das Spiel: die Videosequenzen. Ein Kinofilm muss sich davor nicht verstecken, der Kampf der Drachen gegen das Schiff der Illithiden wirkt (bis auf ein bis zwei kleine Ausnahmen) unglaublich gut. Ihr glaubt mir nicht? Seht selbst:

Wie ist die Performance?

Insgesamt wirklich sehr gut, läuft das Spiel durchaus flüssig. In Gesprächen gibt es noch die ein oder andere Gesichtsanimation, die etwas übertrieben wirkt, allerdings sind das Kleinigkeiten. Das meiste funktioniert so, wie es soll, also grundlegend wirklich solide.

Fazit: Lohnt sich der Kauf von Baldur’s Gate 3?

Für Fans guter RPG-Spiele ist Baldur’s Gate 3 ein Pflichtkauf. Den Mythos der ersten beiden Teile wird es wahrscheinlich nicht erreichen, allerdings waren sie aufgrund ihrer Einzigartigkeit damals Meilenstein in der Geschichte der Rollenspiele. In dem Spiel wird man viele vergnügliche Stunden verbringen können, durch verschiedene Klassen gibt es hier auch einen erhöhten Wiederspielwert.

Bewertung:

  • Erster Eindruck: 9/10
  • Gameplay & Präsentation: 15/20
  • Inhalt:33/40
  • DLCs und Mikrotransaktionen: 5/5
  • Persönliche Meinung: 25/25

+ keine DLCs oder Mikrotransaktionen

+ Tolle Atmosphäre

+ Tolle Videosequenzen

– teils asynchrone Gesichter zur Sprachausgabe

– Charaktere wirken teils etwas übertrieben.

GESAMT: 87/100